Wer Goethe kennt, kennt auch Hafiz, den großen iranischen
Dichter. Hafiz ist aus Shiraz, der Stadt der Liebe, mit einem Garten, mit
vielen Straßen, in denen Schmetterlinge, Vögel und Honigbienen friedlich um die
Organgenbäume herumfliegen. Die Stadt mit ihrem historischen, berühmten „Darwazeh
ghoran, wo jährlich zehntausende Menschen das Nourouz (Neujahrs-)-Fest an der
Grabstätte von Hafiz feiern. All das ändert
sich nun mit dem gewaltigen Hochwasser, das letzte Woche vom Nordiran aus
angefangen hat – und jetzt steht das ganze Land unter Alarmstufe 1. Die
Menschen müssen aus Sicherheitsgründen in ihren Häusern bleiben. Viele Menschen
erreichte die Nachricht und der Alarm nicht und sie waren auf dem Weg zu Ausflügen
auf Landstraßen und Autobahnen unterwegs. Ahnungslos gerieten Sie in
Lebensgefahr. Die offiziellen iranischen
staatlichen Nachrichten werden von den Bürgern wenig empfangen, weil sie voll
von religiösen Predigern ist. Die Sozialmedia wie Instagramm und WhatsApp
wurden gedrosselt und sind sehr langsam.
Die aktuelle Hochwasserkatastrophe wurde so oft erst
wahrgenommen, als sie selbst auf dem Weg davon betroffen waren. Per Telefon
wurde das Land informiert. Das
Hochwasser trifft nun nicht nur Shiraz sondern mittlerweile den ganzen Iran.
Das Hochwasser läuft wie ein Drache
durch das Land und verwüstet alles. Hunderte Menschen sind dadurch im Schlamm
versunken und die offizielle Zahl von Hunderten Toten und Verletzen steigt
weiter an.
Kaweh Madani, der bei den Vereinten Nationen im Bereich
Umweltschutz arbeitet und früher im Iran als Chef der Krisenmanager für
Naturkatastrophen tätig war, erklärte neulich in VOA Farsi (persisch): Das
Hochwasser kommt von den Veränderungen in der Luft, und die gab es schon immer.
Die aktuelle Situation im Iran ist aber auch bedingt durch hausgemachte
Probleme wie Staudämme, die viel Wasser gespeichert haben und nicht korrekt
reguliert wurden. Das Wasser hätte regelmäßig abgelassen werden müssen. Das führt
nun dazu, daß sie keine Aufnahmefähigkeit mehr haben, sie sind übervoll und das
Wasser läuft über. Ein andere Ursache ist, dass Sand und Steine von Flussbetten
tief ausgegraben wurden und für Wohnimmobilien und Industrie genutzt wurden –
das Wasser wurde gewissermaßen aus seinem Lebensraum verdrängt. Auch ist zu
beachten, dass die Flußbetten zu Straßen
und Eisenbahn-Wegen gemacht worden sind.
Die Land steht in Schlamm. Umweltschützer warnen vor
schwimmenden Schlangen im Wasser und vor gefährlichen Infektionen. Die Orangenbäume
in Shiraz stecken nun „bis zum Hals“ in Schlamm. Wo die Bienen und
Schmetterlinge sind – niemand wüsste es zu sagen. /Nasrin Parsa